Die Young Chorporation feiert in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen. Am 11. und 12. Mai 2019 wird das ganz groß mit ihrem Jubiläumsprogramm „Es war einmal – das Märchen der Young Chorporation“ in der Kirchheimer Gemeindehalle gefeiert. Dort werden die 40 Sängerinnen und Sänger wieder alles geben und haben ein grandioses Jubiläumskonzert auf die Beine gestellt. Und hier ist in mehreren Kapitel die Chronik des Chores zu finden...


Kapitel 1: Ausverkauft im Sängerheim

Die Idee hatte sich schon länger in seinen Gedanken fest gefressen. Klaus-Peter Waldenberger wollte etwas Neues schaffen, einen Chor gründen, eine Gemeinschaft, in der sich junge Menschen treffen, um miteinander zu singen. Nur mit der Realisierung seines Gedankens tat sich der damalige Kirchheimer und heutige Lauffener Bürgermeister schwer. Es war eine langwierige Angelegenheit für den Schultes und seine Mitstreiter vom Arbeitskreis für Kunst und Kultur in Kirchheim (KuKuK), doch nach einem Jahr Vorlauf luden sie zur Gründungssingstunde eines so genannten „jungen Chores“ ins Sängerheim des Liederkranzes.

Es war der 21. April 1994, als sich gut hundert Menschen im Sängerheim des Liederkranzes trafen. „Ausverkauft“, hätte eigentlich an der Eingangstür des völlig überfüllten Raumes stehen müssen, und tatsächlich war (und ist) diese enorme Zahl bis heute unerklärlich, denn bereits der Ort des Geschehens war verdächtig. Waren es nicht jene Räume, in denen die Volksmusik ihre Heimat hatte? Und war es nicht eben jene Volksmusik, die ein junger Mensch am Ende des 20. Jahrhunderts notfalls zwar hörte, niemals aber selbst machen wollte? Chorgesang, allein die Vokabel hatte einen sonderbar staubigen Geschmack. Und doch setzte sich die Idee durch.

Andrea Deser hieß die Dirigentin, die merkwürdige Dinge mit einem anstellte. Man sollte sich einsingen, mit den Lippen übertriebene Vokale und Konsonanten formen und sich vorstellen, man sei innen hohl – wie eine Röhre, eine Klangröhre. Und dann hatte sie so ein albernes Lied dabei, ohne Namen, ohne Text, nur auf einzelne Silben gesungen: „Dubidubidubidubi...“ Bis zum Ende der Singstunde entstand ein Kanon aus diesem „Dubi“ – und die Erkenntnis: Singen macht Spaß.

Der Name Young Chorporation entstand im Herbst 1994, als der Chor sich zu einem Klausurwochenende nach Murrhardt zurückgezogen hatte. Dort stellten die  Sängerinnen und Sänger auch die Weichen für die Zukunft. Sie beschlossen, als eigenständiger Chor dem Gesangverein Liederkranz beizutreten. In den offiziellen Unterlagen des Gesangvereins wird die Young Chorporation am 24. November 1994 erstmals erwähnt. „Die erste Kontaktaufnahme mit Vertretern des ,Jungen Chores' fand im Sängerheim statt“, schrieb der damalige Schriftführer Helmut Gayer und erklärte den Unwissenden: „Aufgrund einer Initiative des ,Kukuk' haben sich 60 bis 70 Damen und Herren zu einem ,Jungen Chor' zusammen gefunden und sich für eine Mitgliedschaft im Liederkranz entschieden.“

Die  entscheidende Sitzung fand am 9. Dezember 1994 statt. Der Vorstand berief eine außerordentliche Mitgliederversammlung ein. Einziger Tagesordnungspunkt: Diskussion und Abstimmung über die Aufnahme des jungen Chores in den Liederkranz. Das Ergebnis: 51 Ja-Stimmen, zwei Enthaltungen, keine Gegenstimme. Der Protokollant notierte daraufhin: „Der Chor trägt den Namen Young Chorporation. Er bildet eine besondere Gemeinschaft (Abteilung) innerhalb des Vereins, er ist voll in das Vereinsleben integriert, die Sängerinnen und Sänger werden aktive Mitglieder des Liederkranzes. Im Ausschuss ist die Young Chorporation mit einem Sprecher und drei weiteren Mitgliedern vertreten. Als Chorleiterin wurde Frau Andrea Deser verpflichtet.“

Der Verwaltungsakt war damit vollzogen, der erste öffentliche Auftritt des neuen Chores fand wenige Tage später, am 14. Januar 1995, im Rahmen der Winterfeier statt. In den Aufzeichnungen des Schriftführers heißt es: „Die Winterfeier begann in der voll besetzten Gemeindehalle mit dem Männer- und dem Jugendchor. Danach trat erstmals die Young Chorporation mit einem deutschen und drei Liedern in englischer Sprache auf. Der hervorragende Vortrag wurde mit stürmischem Applaus bedacht. ,Wir sind froh, daß wir nun einen zweiten Chor bei uns haben. Der Männerchor setzt die Tradition unseres mittlerweile über 140 Jahre alten Vereins fort. Und der Young Chorporation gehört die Zukunft', sagte der 1. Vorstand Gerhard Munz an diesem Abend und bezeichnete den Auftritt des jungen Chores als einen ,historischen Augenblick' für den Verein.“

Wenn die Young Chorporation am 11. und 12. Mai 2019 mit ihrem Jubiläumsprogramm „Es war einmal – das Märchen der Young Chorporation“ in der Kirchheimer Gemeindehalle auftritt, werden die 40 Sängerinnen und Sänger auch ein Lied aus der Gründungszeit dabei haben: „Killing me softly“. Eintrittskarten zum Preis von 12 Euro (8 Euro für Schüler und Studenten) gibt es im Dorfladen im Kirchheimer Ortszentrum, in der Obsthalle an der B27 zwischen Lauffen und Kirchheim sowie im Eine-Welt-Laden in Lauffen.


Kapitel 2: Die Zukunft in unseren Köpfen

Das Nachspiel fand im Geräteraum statt. Dort hatten die Sängerinnen und Sänger der frisch gegründeten Young Chorporation eine Sekt- und Cocktailbar aufgebaut, um ihren Premierenauftritt bei der Winterfeier des Gesangvereins Liederkranz im Januar 1995 zu feiern. Plötzlich kamen zwei Jungs mit einem verwegenen Vorschlag vorbei. Sie hätten da ein Musical geschrieben, erzählten die beiden. Eine Band bestehe bereits, was sie suchten, sei ein Chor, der mitmachen wolle, und da ihnen unser Auftritt so gut gefallen habe, dächten sie in dieser Sache an uns. Die Jungs hießen Götz Schwarzkopf und Sebastian Link. Ihr Erscheinen markierte den Beginn einer wunderbaren Freundschaft zwischen der Young Chorporation und jener Band, die damals Profil hieß, später Heimer’s Welt und nun als Hölders Welt an einem ganz neuen, ganz großen Projekt arbeiten.

1995 aber, in der Vorbereitung des Nachkriegsmusicals „45“, waren die Sängerinnen und Sänger der Young Chorporation häufig an der Grenze des Machbaren – und manchmal auch darüber hinaus. Es war jedoch unbeschreiblich schön, zu sehen, wie nach und nach alles  zusammenwuchs: Bläserensemble, Kinderchor, Musiker, Schauspieler, Sängerinnen und Sänger. „45“ war ein Generationenprojekt: der Versuch der Jungen, das nachzufühlen, was die Alten erlebt hatten.

Das Musical spielte im Mai 1945. „Kriegsende, Anfang des Friedens?“, hieß es im Programmheft zur Premiere, die am 16. Dezember 1995 in der Kirchheimer Gemeindehalle stattfand. „Fetzige Popmusik, stimmungsvolle Balladen, eingängige Songs, gemischt mit Zitaten aus den vierziger und fünfziger Jahren, mit Volksliedern sowie dem gospelartig interpretierten ,Dies irae' führten samt der stilvollen Ausstattung abwechslungsreich durch diesen kleinen Kosmos voller Trauer und Zuversicht“, schrieb die Stuttgarter Zeitung in ihrer Premierenkritik, die den Titel „Die Zukunft in unseren Köpfen“ trug. „Standing Ovations und manche Gänsehaut der Begeisterung oder der Erinnerung begleiteten die Uraufführung. Kaum eine Auseinandersetzung mit dem Kriegsende auf kommunaler Ebene im Jahre 50 danach hatte solch ein Format, im eigentlichen und im übertragen Sinn“, urteilte die Heilbronner Stimme gar und befand: „Die Inszenierung geht einfühlsam und versöhnlich mit der Sehnsucht nach Zukunft und nach heiler Welt um.“

„Wenn ich jetzt diese Zeit Revue passieren lasse, mag vieles verklärt, vielleicht auch langatmig erscheinen. Doch ich weiß, dass ich ein solches Gemeinschaftswerk und das daraus resultierende Zusammengehörigkeitsgefühl bis dahin noch nie erlebt hatte“, schrieb der Chronist Holger Gayer anno 2002 in der Chronik zum 150-jährigen Bestehen des Gesangvereins Liederkranz. Und: „Es waren so unglaublich viele Stunden, die wir mit dem Projekt verbracht haben, und so unglaublich viele Menschen, die daran beteiligt waren. Mit Sicherheit war ,45’ das größte Projekt, das die Young Chorporation bisher realisiert hat, wahrscheinlich war es sogar das größte, das der gesamte Liederkranz in seiner 150-jährigen Geschichte erlebte. Insgesamt waren fast 6000 Menschen als Zuschauer in elf Vorstellungen. Fünf Auftritte absolvierten wir 1995 alleine in Kirchheim. Am 29. Februar und 1. März 1996 folgten im Kronenzentrum in Bietigheim-Bissingen weitere drei Aufführungen. Ein Jahr später, am 22. und 23. März 1997, spielten wir zweimal im Bürgerzentrum von Brackenheim, ehe wir am 13. Dezember 1997 den Höhe- und Schlusspunkt setzten: Vor gut 1000 Zuschauern im ausverkauften Forum am Schlosspark in Ludwigsburg transportierten wir uns noch einmal zurück in die Zeit um 1945 – und in einen kollektiven Glücksrausch.“

Wenn die Young Chorporation am 11. und 12. Mai 2019 mit ihrem Jubiläumsprogramm „Es war einmal – das Märchen der Young Chorporation“ in der Kirchheimer Gemeindehalle auftritt, werden die 40 Sängerinnen und Sänger nicht nur drei Lieder aus „45“ dabei haben –  „Krieg“, „Bella“ und „1,2,3 – warum?“–, sondern unter anderem für „1,2,3 – warum?“ auch den Kinderchor des Vereins. Eintrittskarten zum Preis von 12 Euro (8 Euro für Schüler und Studenten) gibt es im Dorfladen im Kirchheimer Ortszentrum, in der Obsthalle an der B27 zwischen Lauffen und Kirchheim sowie im Eine-Welt-Laden in Lauffen.


Kapitel 3: Das Ende des Anfangs

Es war wie so oft im Leben: Der großartige Erfolg läutete gleichzeitig eine schmerzhafte Trennung ein. So erging es 1997 auch der Young Chorporation: Obwohl der Chor viele Menschen mit dem von der Band Profil geschriebenem Nachkriegsmusical „45“ begeisterte, lebten sich die Sänger und ihre Dirigentin Andrea Deser zusehends auseinander. Die Scheidung war unvermeidlich, und sie erfolgte am 3. Juli 1997. Nachfolgerin von Andrea Deser wurde Eibe Möhlmann.

Es war eine schwierige Zeit, die den Chor auch einige Mitglieder gekostet hat. Die dabei blieben, erlebten indes einen ungeheuren Qualitätssprung. Eibe Möhlmann war eine Pedantin im besten Sinne des Wortes. Sie gab sich nicht mit 99 Prozent zufrieden: Intonation, Ausdruck, Dynamik – alles musste perfekt sein. So lernte der Chor Lieder, die bis dahin undenkbar waren. Was fehlte, war ein großer Auftritt, etwas Besonderes, das zwar kein Abklatsch von „45“ sein durfte, aber mehr sein musste als das bloße Abspulen von ein, zwei Liedern im Rahmenprogramm irgendeiner Veranstaltung. Die Lösung hieß schlicht „...in concert“ – und war zum ersten Mal eine Mixtur aus Musik und Film, wie sie der Chor später bei „Take the long way home“ weiterentwickelt hat.

Mehr als 800 Menschen sahen „...in concert“ am 17. und 18. April 1999. Die Presse berichtete von einem „anspruchsvollen A-cappella Konzert mit einem Höhepunkt nach dem anderen“. Die Young Chorporation habe „durch gesangliche Qualität“ bestochen und dafür „tosenden Beifall von einem begeisterten Publikum“ erhalten. All das stimmt. Und doch war „...in concert“ auch ein trauriges Erlebnis für den Chor. Nur wenige Minuten nach dem Ende der Premiere kündigte die Dirigentin Eibe Möhlmann  und übergab dem damaligen Sprecher des Chors, Holger Gayer, wortlos den Schlüssel für das Sängerheim.

Die Übergangszeit überbrückte Thomas Winter, der bis dato Leiter des Kinder- und Jugendchores war und nun auch die Young Chorporation übernahm. Es war freilich eine Herkulesaufgabe, die der junge Dirigent aus Stuttgart zu lösen hatte. Denn der Chor brauchte einerseits eine Zeit der Konsolidierung, andererseits aber ein Ziel, auf das er hin arbeiten konnte. Ein größeres Projekt war jedoch nicht zu realisieren, und so gab sich die Young Chorporation zwei Jahre lang mit kleineren Auftritten zufrieden.

Einen lange gehegten Traum erfüllte sich die Young Chorporation, noch unter der Leitung von Thomas Winter, am 18. März 2001. Zum ersten Mal trat der Chor mit einem kompletten Programm in einer Kirche auf. Das Konzert trugt den Titel „Crescendo“ – ein Begriff, der aus dem Italienischen stammt und wörtlich übersetzt „anwachsend, anschwellend, stärker werdend“ heißt – und schließlich wieder sinnbildlich für die Young Chorporation stehen sollte. Denn unmittelbar nach den Sommerferien des Jahres 2001 begann ein neues, großes Kapitel in der Geschichte der Young Chorporation. Eine junge Frau aus Stuttgart kam und löste Thomas Winter als  Dirigent ab. Ihr Name: Teresa Schuh.

Wenn die Young Chorporation am 11. und 12. Mai 2019 mit ihrem Jubiläumsprogramm „Es war einmal – das Märchen der Young Chorporation“ in der Kirchheimer Gemeindehalle auftritt, werden die 40 Sängerinnen und Sänger mehrere Lieder aus „...in concert“ dabei haben: „Short People“ und „Only you“. Eintrittskarten zum Preis von 12 Euro (8 Euro für Schüler und Studenten) gibt es im Dorfladen im Kirchheimer Ortszentrum, in der Obsthalle an der B27 zwischen Lauffen und Kirchheim sowie im Eine-Welt-Laden in Lauffen.


Kapitel 4: Der Beginn der Ära Teresa

Der Wachwechsel an der Spitze des Chores war längst vollzogen, als Denise Munz, in der Nachfolge von Holger Gayer die neue Sprecherin der Young Chorporation, eine heikle Mission zu erfüllen hatte. Es ging darum, einen neuen Dirigenten zu finden. Oder eine neue Dirigentin. „Das erste, an das ich mich mit Teresa erinnere, war unser Telefonat Anfang 2001“, erzählt Denise Munz, „wir hatten eine Chorleiterstelle ausgeschrieben, und Thomas Winter, unser vorheriger Chorleiter hatte sie an der Musikhochschule in Stuttgart ausgehängt. Als ich ans Telefon ging, meldete sich am anderen Ende eine noch sehr junge Frauenstimme. Sie hieß Teresa Schuh und war gerade mal 21 Jahre alt. Sie suchte einen Chor und erzählte mir, dass sie an der Hochschule studiere, schon einmal einen etwas „älteren“ Chor dirigiert habe und die C-Ausbildung hat. Ich habe bis heute keine Ahnung was das bedeutet, aber ich lud sie zu einem Probedirigat in eine unserer nächsten Chorproben ein.“

Diese eine Stunde war unglaublich. Obwohl Teresa Schuh einen erfahrenen, männlichen Mitbewerber hatte, „war sie es, die unsere Herzen eroberte“, sagt Denise Munz. Sie erinnere sich „noch genau, wie wir im Stuhlkreis saßen und erst einmal großes Schweigen herrschte. So viele Fakten sprachen für den Herrn: nach den vielen Wechseln der Chorleiter in den Jahren davor, suchten wir jemanden, der uns länger erhalten bleiben würde. Der Mann war Anfang 30, hatte Familie, wohnte in der Nähe, hatte Chor- und Banderfahrung, die für den Jugendchor damals hilfreich gewesen wäre. Aber was hilft das alles, wenn Herz und Hirn konkurrieren? Wenn Herzen sprechen, bleibt die Vernunft zum Glück oft außen vor. Wir alle waren bei der anschließenden Abstimmung einstimmig der Meinung, dass Teresa den Herrn mit ihrer ruhigen, aber bestimmten Art den Chor zu leiten um Längen geschlagen hatte. Wenn wir damals gewusst hätten, was diese junge Frau mit dem nicht ganz gewöhnlichen Chor noch alles vor sich hat, hätten wir den Stuhlkreis nicht gebraucht.“

 

Ihr erster offizieller Auftritt mit der Young Chorporation war am 4. November 2001 beim Liederabend in Lauffen, den der Chor, der längst auch in Lauffen Wurzeln geschlagen hatte, mit dem Liederkranz Lauffen bestritt. Was sie wirklich konnte, bewies Teresa Schuh schon wenige Wochen später. 2002 wurde der Liederkranz 150 Jahre alt und aus diesem Anlass fand gleich im Januar unser Jubiläumskonzert mit allen vier Chören statt, von denen die junge Dirigentin damals noch drei leitete: den Kinderchor, den Jugendchor und die Young Chorporation. Doch der Aufgaben nicht genug, nein, sie durfte damals auch gleich noch die Süddeutschen Kammersolisten dirigieren, die zusammen mit dem Männerchor und der Young Chorporation unter anderem Händels Halleluja aus dem Oratorium „Der Messias“ aufführten. Und schließlich „Gemeinsame Gegensätze“. Das war das wahre Jubiläumsprogramm, geschrieben von Uli Sander, mit Langfestredner, Bänkelsänger, vier Chören, den Klengagässlesmusikanten, einer Band, einigen Kleingruppen und einem Live-Interview der beiden Gerhards – Munz und Nollenberger. Ein legendärer Abend.

Wenn die Young Chorporation am 11. und 12. Mai 2019 mit ihrem Jubiläumsprogramm „Es war einmal – das Märchen der Young Chorporation“ in der Kirchheimer Gemeindehalle auftritt, werden die 40 Sängerinnen und Sänger ein Lied aus „Gemeinsame Gegensätze“ dabei haben: „Hail Holy Queen“. Eintrittskarten zum Preis von 12 Euro (8 Euro für Schüler und Studenten) gibt es im Dorfladen im Kirchheimer Ortszentrum, in der Obsthalle an der B27 zwischen Lauffen und Kirchheim sowie im Eine-Welt-Laden in Lauffen.


Kapitel 5: Bittersweet

Es war eine selten gekannte Einigkeit, welche die professionellen Kritiker der Zeitungen mit den gut 5000 Zuschauern verband, die das Rockmusical „Bittersweet“ von der Uraufführung im Dezember 2003 in der Kirchheimer Gemeindehalle bis zur letzten Aufführung 2005 im Forum am Schlosspark in Ludwigsburg gesehen haben. „Die Herzenssachen werden sehr einfühlsam präsentiert“, titelte die Heilbronner Stimme nach der Premiere des Projektes der Kirchheimer Band Profil und des Blues- und Rockchores Young Chorporation. „Der Chor hat seine berührendsten Passagen, wenn er a cappella singt, die live eingespielten Songs – alles Eigenkompositionen – gehen ins Ohr und werden von Profil hervorragend interpretiert“, urteilte die Ludwigsburger Kreiszeitung, während die Stuttgarter Zeitung „Tränen in den Augen oder zumindest einen Kloß im Hals“ der Zuschauer gespürt haben will. „Kirchheimer Musical-Akteure beweisen viel Mut zum Experiment“, meinte die Bietigheimer Zeitung und lobte nicht nur die „mehrschichtige Story“, sondern auch deren Umsetzung: „Während im Vordergrund alle Darsteller ihre Handlung weiterspinnen und einem Höhepunkt zuführen, der schließlich die Wende bringt, während Chor, Band, Tänzerinnen und Technik das Musical zur perfekten Inszenierung machen, laufen im Hintergrund Liveaufnahmen der Musiker über die Leinwand. Das Fazit: stürmische Begeisterung.“

Es war exakt diese Begeisterung, die das gesamte Bittersweet-Ensemble getragen hat. Für die Autoren Götz Schwarzkopf, Volker Kießling und Holger Gayer über die Regisseurin Stefanie Larson, die Tänzerinnen um Marietta Kopriva-Vogelmann, die Musiker, die Schauspieler und die Sängerinnen und Sänger der Young Chorporation schlossen sich in dieser Zeit viele Kreise – und eröffneten sich gleichzeitig neue Horizonte. Für Uwe Wallner zum Beispiel war Bittersweet das erste Projekt, das er mit der Young Chorporation erlebte. „Es war ein einzigartiges Erlebnis – sowohl in musikalischer Hinsicht als auch im Blick auf die Stimmung im Team“, sagt der zweite Vorsitzende des Liederkranzes nun, anderthalb Jahrzehnte später.

Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm die Young-Chorporation-Dirigentin Teresa Schuh in der Rolle des Engels. „Wer sie war? Vielleicht die Botschafterin des Lebens, die Euch begleitet und inspiriert. Vielleicht die, die Euch Sehnsucht gibt. Und die Kraft, um Euch auszuhalten – und die Menschen, die Ihr liebt. Das war ihr Text, das war ihre Rolle. Geleichzeitig hat sie immer betont: ,Das bin ich nicht wirklich!’“

Wenn die Young Chorporation am 11. und 12. Mai 2019 mit ihrem Jubiläumsprogramm „Es war einmal – das Märchen der Young Chorporation“ in der Kirchheimer Gemeindehalle auftritt, werden die 40 Sängerinnen und Sänger ein Lied aus „Bittersweet“ dabei haben: „Hook Line“ und „Vater“. Eintrittskarten zum Preis von 12 Euro (8 Euro für Schüler und Studenten) gibt es im Dorfladen im Kirchheimer Ortszentrum, in der Obsthalle an der B27 zwischen Lauffen und Kirchheim sowie im Eine-Welt-Laden in Lauffen.


Kapitel 6: Die Geburt der Novemberkonzerte

Was geschieht mit einem Chor, der das unglaubliche Privileg hatte, vor 1200 Zuschauern im ausverkauften Forum Schlosspark zu singen und zu spielen? Wie tief muss das Loch sein, in das man fällt, wenn man einen Höhepunkt wie „Bittersweet“ hatte? Und was kann man tun, um unbeschadet wieder heraus zu klettern?

Pizza essen.

Es ist längst zur guten Tradition geworden, dass die Sängerinnen und Sänger der Young Chorporation sich nach größeren Konzerten treffen, um miteinander zu feiern – und Pizza zu essen (wobei der Chor auch in kulinarischer Hinsicht inzwischen vielfältiger geworden ist).

Bei irgendeiner solchen Gelegenheit gebar der Chor eine neue Idee: die Novemberkonzerte in der Schule auf dem Laiern. Das erste fand 2004 statt – zum 10. Geburtstag des Chors. Und bereits das zweite sollte zu einer chorinternen Legende werden: Kings and Queens.

„Ich erinnere mich noch daran, dass ich damals ein Auto beim Landratsamt anmelden musste und mit mehreren Ausgaben des Goldenen Blatt im Warteraum saß, unter all den überwiegend männlichen Autohausmitarbeitern. Und dabei habe ich es nicht einmal freiwillig getan, sondern als Weiterbildungsmaßnahme. Wir sind heute noch stolz darauf, die Queen nebst Ehemann Philip, ihren Sohn Charles mit Camilla, sowie ihre beiden Enkel William und Harry für zwei Konzertabende in Kirchheim gewinnen zu können“, erzählt Denise Munz augenzwinkernd.

Tatsächlich staffierte die Sprecherin der Young Chorporation die Dirigentin des Chors, Teresa Schuh, mit einem Kostüm ihrer Oma so perfekt aus, dass in Kirchheim eine neue Queen geboren wurde. Sie ließ sie sich in eine Kutsche setzen und von zwei ziemlich albern aussehenden Bodyguards das ganze Konzert über bewachen.

Danach wurde es klassisch. Das dritte Novemberkonzert sollte das Magnifikat sein. In zwei Varianten, der klassischen Version von Johann Sebastian Bach und der modernen von John Rutter. Zusammen mit dem Kirchenchor in Lauffen und mit großem Orchester, aufgeführt in der Regiswindiskirche in Lauffen. Doch trotz dieses Ausflugs in die klassische Kirchenmusik musste sich die Young Chorporation immer wieder anhören, dass sie nur englisch singe. Das sollte sich ändern. Das Novemberkonzert 2007 stand unter dem vielsagenden Motto „Deutschstunde.“ In einem Klassenzimmer, umrahmt von Schillers Glocke fielen, unter der strengen Führung von Schullehrer Uli Sander, viele bedeutungsvolle Worte wie: Denn wo das Strenge mit dem Zarten, Wo Starkes sich und Mildes paarten, da gibt es einen guten Klang. Drum prüfe, wer sich ewig bindet, Ob sich das Herz zum Herzen findet! Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang.

2008 mussten wir dann ernsthaft in uns gehen. Wir dachten: „Jetzt hen m’rscho alles g’macht: Pop, Rock, Klassik, Geistlich, Schlager, Kinderlieder, Musical... Was jetzt? Hm… Au ja! JAZZ! Abor wie geht des?“

Lauter krumme Töne und stressiges Rhythmen, die einfach nicht in Ohr und Blut wollen. Und das mit 40 müden Geistern um acht am Abend, bei Hitze oder Kälte, lahm von der Arbeit, nicht immer pünktlich und wahnsinnig verschwätzt. Aber mit dem Jazz hat es dann doch noch geklappt. Was man sich nie vorstellen konnte, geht dann irgendwann doch. Man hat diese unfassbaren Akkorde plötzlich doch im Ohr und wenn man die Synkopen, Triolen und vorgezogenen Achtel so hinbiegt, dass es ein schwäbisches Hirn verarbeiten kann, dann klappt’s irgendwann auch mit dem Rhythmus.

Im November 2008 war s dann so weit. „Wir hatten alles verarbeitet und haben mit Michael Spors und weiteren Musikern, unter anderem Götz Schwarzkopf und Sebastian Link, die für diesen Anlass wieder zu uns gestoßen sind, Jazz ‘n‘ Chor auf die Bühne gebracht. Dieses Mal war’s kleiner und feiner, mit Bistrotischen und ganz viel Atmosphäre“, erzählt Denise Munz. „Und bis heute gehört das Jazzprogramm zu den Highlights des Chores.“

Wenn die Young Chorporation am 11. und 12. Mai 2019 mit ihrem Jubiläumsprogramm „Es war einmal – das Märchen der Young Chorporation“ in der Kirchheimer Gemeindehalle auftritt, werden die 40 Sängerinnen und Sänger ein Lied aus den Novemberkonzerten dabei haben: „It’s raining men“. Eintrittskarten zum Preis von 12 Euro (8 Euro für Schüler und Studenten) gibt es im Dorfladen im Kirchheimer Ortszentrum, in der Obsthalle an der B27 zwischen Lauffen und Kirchheim sowie im Eine-Welt-Laden in Lauffen.