Vielleicht hätte der liebe Gott ein bisschen besser aufpassen sollen, damals, als er den Menschen erschuf. Was wäre uns nicht alles erspart geblieben, wenn wir eins wären, statt zwei? Keine Diskussionen mehr über die Frage nach der passenden Handtasche zum neu erworbenen Lippenstift. Keine Autos mehr, die über gefühlte 18.368 Pferdestärken verfügen, um anderweitige Unzulänglichkeiten zu kompensieren. Auf dem Mittagstisch stünden Körner und Döner in trauter Eintracht vereint, und wenn die geeinten Menschen miteinander redeten, täten sie das womöglich sogar in derselben Sprache. Was für eine Illusion!

Die Wahrheit sieht natürlich anders aus. Hier die eine Hälfte, die stets Ja sagt, wenn sie Nein meint. Dort die andere Hälfte, die zwar gerne spricht, aber nur selten denkt – zumindest nicht mit dem Gehirn. Und dazwischen jede Menge Spannung, die sich mal in Blitz, mal in Donner, krachendem Gewitter und knisternder Leidenschaft entlädt. Was wäre die Welt nur ohne diese fremden Wesen namens Frau und Mann?

Männlein, Weiblein und alles, was es dazwischen gibt – davon handelt das aktuelle Projekt der Young Chorporation. Knapp ein Jahr nach der berauschenden Uraufführung von „Fremde Wesen – ein liederliches Miss-Verständnis“ kommt das neue Erfolgsstück des Kirchheimer Chors am 21. und 22. Januar 2012 in die Stadthalle nach Lauffen. „Eigentlich ist das ein Heimspiel, weil fast die Hälfte unserer Sängerinnen und Sänger in Lauffen wohnt“, sagt Holger Gayer, der selbst zum Kreis derer zählt, die – wie auch der Young-Chorporation-Gründer Klaus-Peter Waldenberger – sowohl in Lauffen als auch in Kirchheim daheim sind.

Zusammen mit Svenja Binder, Denise Munz, Yvonne Vogt hat der Kirchheimer Lauffener die Konzeption von „Fremde Wesen – ein liederliches Miss-Verständnis“ entwickelt. Im Gegensatz zum Rockmusical „Bittersweet“, das die Young Chorporation zusammen mit der Band Profil vor acht Jahren auf die Bühne brachte, agiert der Chor diesmal nach einem Drehbuch, das nicht auf eine durchgehende Handlung setzt, sondern auf einzelne Szenen, die sich so oder so ähnlich überall abspielen könnten, wo Menschen unterschiedlichen Geschlechts aufeinander treffen. Hauptsache, der Humor kommt nicht zu kurz.

Das scheint gelungen zu sein. Die Reaktionen des Publikums waren jedenfalls  überwältigend nach der Premiere im März. Immer wieder forderten die gut 400 Zuschauer in der restlos ausverkauften Kirchheimer Gemeindehalle die Schauspieler, Musiker und Sänger auf der Bühne zu Zugaben auf. „Gerangel auf dem Parkplatz, Gedrängel in der Gemeindehalle – die Zuhörer wussten, dass sie etwas Besonderes zu erwarten hatten. Die Damen und Herren der engagierten Chorgemeinschaft "Young Chorporation" hatten sich des einzigen Menschheitsthemas angenommen, das seit Adam und Eva keinen Deut an Aktualität verloren hat, und das mit Augenzwinkern und einer ordentlichen Portion Humor“, berichtete die „Bietigheimer Zeitung“. „Getreu dem Motto „Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus“ stellten die Sänger vom Chorprojekt Young Chorporation in ihrem neuen Bühnenprogramm den Gegensatz zwischen den Geschlechtern in all seinen Facetten dar. Ihr Publikum in der Gemeindehalle war von der Uraufführung „Fremde Wesen – ein liederliches Missverständnis“ hellauf begeistert“, urteilte die „Ludwigsburger Kreiszeitung“. Und die „Heilbronner Stimme“ titelte: „Die Erwartung von rund 400 Zuschauern wurde weit übertroffen. Der 1994 gegründete Chor hat mehr Fans, als das die Sänger wohl selbst wissen.“

„Das werden wir ja nun sehen“, witzelt Holger Gayer im Blick auf die beiden Aufführungen am 21. und 22. Januar in Lauffen – und kündigt an, „dass wir uns sicher wieder ein paar ganz besondere Schmankerl einfallen lassen werden“. Für die Inszenierung zeichnet eine gute Bekannte verantwortlich. Wie schon bei „Bittersweet“ führt Stefanie Larson auch bei „Fremde Wesen“ Stefanie Larson Regie. Die kongeniale Partnerin des Multitalents aus Ludwigsburg ist Teresa Schmid. Die langjährige Dirigentin der Young Chorporation ist die musikalische Chefin; unter ihrer Leitung ist der Chor in den leisen A-Cappella-Passagen ebenso präsent wie in den kraftvollen Stücken, die mit voller Besetzung und vollem Einsatz gespielt werden. Denn tatsächlich tritt die Young Chorporation in ihrem neuen Projekt nicht alleine auf die Bühne, sondern mit einer ambitionierten Gruppe von Musikern. Gerd Pfeiffer hat ein Ensemble von sechs Bläsern nebst Rhythmussektion zusammengestellt, das den Songs eine ungeheuere Intensität gibt. Dazu gesellt sich – wie schon bei den jazzigen Ausflügen der Young Chorporation – der Stuttgarter Pianist Michael Spors. Komplettiert wird die Riege der musikalischen Köpfe von zwei Aktiven der Young Chorporation: Marcus Ebert und Uwe Wallner. Während Ebert die Proben des Männerensembles leitet, das in Kleinbesetzung mit einigen Stücken aufwartet, zeichnet Wallner für die Arrangements etlicher Lieder verantwortlich, die man in dieser Form nur von dem Kirchheimer Chor hören wird.

Weil „Fremde Wesen – ein liederliches Miss-Verständnis“ nicht nur ein Vergnügen für die Ohren ist, sondern auch das Auge erfreut, hat sich neben den musikalischen Köpfen auch eine optische Sektion gebildet. Für die Gestaltung des Logos, der Eintrittskarten, Plakate und aller anderen Gegenstände, die man so braucht (und frau auch), ist Michael Arnold verantwortlich. Die Filmkamera wird Philipp Lang bedienen. Hans-Jörg Neuner komplettiert das Trio als Meister der Website www.fremde-wesen.de.

Insofern dürfen eingefleischte Fans und bisher unbeleckte Neugierige gleichermaßen gespannt sein auf ein abwechslungsreiches Programm, das unterhält, ohne dabei die Haltung zu verlieren. Der Vorverkauf für „Fremde Wesen – ein liederliches Miss-Verständnis“ am 21. und 22. Januar 2012 beginnt Anfang Dezember im Rahmen der Präsentation des Lauffener Kulturprogramms „Bühne frei“. Die Tickets kosten wie schon bei der Uraufführung in Kirchheim 15 Euro, ermäßigt 10 Euro. Und, noch ein kleiner Tipp zum Schluss: Wer eine Karte haben will, sollte wissen, ob diese für ein Männlein oder ein Weiblein bestimmt ist. Es soll da nämlich einen kleinen Unterschied geben…