Grandiose Musiker, ein bestens aufgelegter Dirigent und ein Chor in Topform: Die Young Chorporation bot mit ihrer Konzertreihe „What a mass“ am vergangenen Wochenende einen Genuss der besonderen Art. „So etwas hat unsere Kirche noch nicht gesehen und gehört“, sagte eine restlos begeisterte Besucherin nach der Premiere am Samstagabend in der Kirchheimer Mauritiuskirche. Auch einen Tag später im Lauffener Pauluszentrum wollte der Applaus des Publikums kaum enden. „Von mir aus dürfte das Konzert jetzt noch einmal von vorne beginnen“, meinte ein Gast, „das war einfach nur spitze.“

Tatsächlich hatte die Young Chorporation unter der Leitung von Benedikt Immerz ein Programm geboten, das in seiner klanglichen Vielfalt einzigartig war. Im Mittelpunkt stand „A little Jazz Mass“ des britischen Komponisten und Sängers Bob Chilcott. Der Tenor, der von 1985 bis 1997 dem legendären Vokalensemble King’s Singers angehörte, vertonte die klassische Messe vom Kyrie bis zum Agnus Dei in einer jazzigen Art, die das geistliche Werk in ganz neuen Harmonien erstrahlen ließ. „Ich kenne den Messetext in und auswendig, aber so habe ich ihn noch nie gehört“, sagte eine versierte Kirchenchorsängerin verblüfft. „Da wurde die Kirche zu einem Jazzclub“, sekundierte ihr Begleiter und bekannte, „dass dieser Klang gleichzeitig überraschend, scharf und präzise“ gewesen sei.

Herausragend in seiner Präsenz, in seinem Minenspiel und in seiner Souveränität war vor allen der Dirigent Benedikt Immerz. Keine Sekunde verging, in der er den vierzigköpfigen Chor aus Kirchheim und Lauffen nicht auf ebenso charmante wie bestimmte Weise im Griff hatte. Beeindruckend war dabei nicht nur das stimmliche Vermögen des Chors, sondern auch die Präzision der Absprachen und Einsätze. Beim „Gospel Magnificat“ von Robert Ray bewies die Young Chorporation zudem, mit welcher Kraft sie unter Immerz’ Leitung zu Werke gehen kann. Bisweilen war die Energie so greifbar in der Kirche, als stünde ein Kraftwerk neben der Bühne, aus welchem die Sängerinnen und Sänger nebst der brillanten Solistin Maike Wallner Strom in beliebiger Menge schöpfen könnte.

Wer gedacht hatte, dass dieser Genuss nicht mehr zu toppen sei, wurde vom Trio Michael Spors eines Besseren belehrt. Nicht nur virtuos, sondern absolut mitreißend waren die Arrangements, nach denen der Pianist aus Stuttgart zusammen mit seinen Mitstreitern Sebastian Schuster (Kontrabass) und Christoph Raff (Schlagzeug) die
Triosonate c-Moll (BMV 526) und Triosonate C-Dur (BMV 529) von Johann Sebastian Bach darbrachten. Es war Spors selbst, der sich dem barocken Meister mit Respekt genähert und gleichzeitig seine eigene Meisterschaft bewiesen hatte. Mit seinen Arrangements führte der gebürtige Hamburger, der Musiktheorie an den Musikhochschulen Stuttgart und Trossingen unterrichtet, seinen verehrten Bach in eine neue Zeit. Und er tat das mit dem Spaß, den seine Zusammenarbeit mit der Young Chorporation seit mehr als zehn Jahren auszeichnet. Denn tatsächlich gab es seit 2006 kein einziges Projekt des Chors, an dem Spors nicht beteiligt gewesen wäre. Als Bandleader hat er „Fremde Wesen – ein liederliches Miss-Verständnis“ ebenso geprägt wie „Spice of life“, „Sing – hier und jetzt“ oder zuletzt „Take the long way home“.

Bei „What a mass“ wurde Spors von zwei Musikern flankiert, deren Ehrentafel nicht minder beeindruckend ist. Sebastian Schuster ist mehrfacher Jugend-musiziert-Preisträger in Kontrabass und Klavier. Von 2003 bis 2009 studierte er nicht nur klassischen Kontrabass, sondern nahm sich auch den Jazzkontrabass vor. Seine internationale Konzerttätigkeit führte ihn bereits nach China, in die USA oder nach Südafrika. Seit 2018 ist er Jazzpreisträger der Landes Baden-Württemberg.

Christoph Raff wiederum ist ein gefragter Schlagzeuger in unterschiedlichen Stilen. 1997 und 2001 gewann er den 1. Preis bei dem deutschen Wettbewerb “Jugend musiziert”. 2005 führten ihn Studien nach New York an das Drummers Collective und die Manhattan School of Music sowie nach Buenos Aires an die Escuela Superior de Bataría. Die Liste der Künstler, mit denen er zusammenarbeitet, umfasst unter anderem das Stuttgarter Kammerorchester, Dorothee Oberlinger, Klaus Wagenleiter, Mungo Jerry – „und nun die Young Chorporation“, wie Dirigent Benedikt Immerz mit einem Augenzwinkern anfügte.